5+1 Fragen an … Franz und Johannes Siebler zum bauhaus view
Im neuen Baustellen-Infocenter the bauhaus view an der Klingelhöferstraße können sich Besucher*innen über den Neubau des Bauhaus-Archivs informieren. Zuständig für die Gestaltung waren die in Berlin lebenden Designer Franz und Johannes Siebler. Zeit für 5+1 Fragen an die beiden.
Franz, Johannes, im ersten Obergeschoss des bauhaus view konntet ihr rund 25 Quadratmeter gestalten. Wie seid ihr darangegangen?
Johannes: Ausgangspunkt und zentrales Element für das 1. Obergeschoss war für uns der Museumsneubau. Ein Modell davon steht daher mittig im Raum und um dieses herum schlüsseln wir weitere Informationen zum Bauprojekt in verschiedenen Medien auf. Die Besucher*innen erwartet ein großes Erlebnis auf kleinem Raum!
Franz: Wir wollten die Prozesse und Materialien hinter dem Bauprojekt, bevor es ein Endprodukt gibt, sichtbar machen.
Die in der ersten Etage verbauten Elemente bestehen aus Holz, Spanngurten und Beton. Warum habt ihr diese Materialien gewählt?
Franz: Das ist ganz stark durch die Baustelle inspiriert: ein temporärer Ort, auf dem viele Prozesse stattfinden und der sich ständig verändert. Dieses Moment des Improvisierens fanden wir spannend. Dazu passt der Raum, ein Baucontainer, der nur temporär existiert und wieder verschwindet. Auch die verbauten Materialien sind nur verspannt, verschichtet oder angelehnt – und jederzeit wieder rückbaubar.
Johannes: Wir haben Rohmaterialien verwendet, die zum Teil direkt von der Baustelle kommen, wie etwa die Abbruchstücke. Wenn man sich im Raum bewegt, ist das dann wie „Baustelle zum Anfassen“ mit direkten Blick auf das Baugeschehen.
Habt ihr ein Lieblingselement im Raum?
Franz: Ich habe kein Lieblingsstück – alle funktionieren zusammen.
Johannes: Ich mag die Triadische Figur, die von einem Stuhl des Bauhäuslers Marcel Breuer umschlungen ist. Franz hat sie entworfen und produziert. Ich schätze es, in der Zusammenarbeit die Fähigkeiten des Anderen noch einmal neu kennenzulernen. Diese Wertschätzung überträgt sich dann auch auf das Element und wird zum Lieblingsobjekt.
Am Baustellen-Infocenter startet auch der bauhaus_walk. Worum geht es da?
Johannes: Die Idee ist, beide Standorte des Bauhaus-Archivs – die Baustelle mit dem Infocenter the bauhaus view und den Projektraum the temporary bauhaus-archiv – durch einen Spaziergang zu verbinden und die Umgebung mit informativen und aktivierenden, analogen und digitalen Elementen einzubeziehen.
Franz: Wir haben dabei Architektur im Stadtraum aufgenommen, die nur indirekt mit dem Bauhaus in Verbindung gebracht werden können, wie zum Beispiel unterrepräsentierte Denkmäler und Gebäude wie das Rosa-Luxemburg-Denkmal, die Otto-Frei-Häuser oder den Umlauftank von Ludwig Leo.
Johannes: Das Bauhaus und Architektur als Überthemen eröffnen ja eine große Bandbreite an Orten, die man in so einen Spaziergang aufnehmen könnte, weil viele davon beeinflusst wurden. Wir wollten in einem Rahmen von 45 Minuten bleiben, sonst hätten wir noch andere Highlights eingebunden. Ich denke da an den ehemaligen Berlin-Pavillon am Eingang des Hansaviertels, der heute eine Burger King-Filiale beherbergt.
Franz: Im Hansaviertel gäbe es ja viel spannende Architektur. Zur Internationalen Bauausstellung Interbau 1957 wurden hier Entwürfe von Architekt*innen wie Walter Gropius, Alvar Aalto, Le Corbusier, Egon Eiermann, Arne Jacobsen, Oscar Niemeyer und Max Taut realisiert.
Was wünscht ihr euch für das zukünftige Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung?
Johannes: Das Bauhaus begreift man durchs Machen. Dass der neue Turm komplett für die Vermittlungsarbeit genutzt wird, zeigt, dass dem Museum nicht nur das Ausstellen wichtig ist, sondern auch die Auseinandersetzung im Aktiven.
Franz: Ich freue mich auf das spannende Angebot für die Besucher*innen, das vom Bauhaus ausgehend zum Nachdenken über zukünftige Fragen des Lebens anregen kann – über das reine, historische hinaus.
Das Bauhaus-Archiv verfügt über die weltweit umfangreichste Sammlung zum Bauhaus. Wir haben ein Bild aus der Sammlung ausgesucht und ihr dürft wild drauflos fantasieren, was euch dazu einfällt!
Franz: Das Objekt hat steampunkige Vibes. Außerdem erinnern mich rostige Dinger, an denen man sich schneiden kann, an meine Tetanusimpfung.
Johannes: Meine erste Assoziation ist ein Schrott-Container. Franz und ich können auf der Straße an keinem vorbegehen, ohne reinzuschauen.
Franz und Johannes Siebler arbeiten als interdisziplinäre Designer in Berlin an der Schnittstelle von analoger und digitaler Produktion von Formen und Raum. Für das Bauhaus-Archiv entwickelten sie u.a. Konzepte für das Vermittlungsformat bauhaus_werkstatt, die sie regelmäßig selbst leiten.