Was hat Bleiglas mit Bauhaus zu tun?
Die Sammlung des Bauhaus-Archivs dokumentiert mit rund 1.000.000 Objekten die Geschichte der Kunstschule. Jedes Jahr entdeckt das Team neue Werke, die vom Bauhaus erzählen und in die Sammlung aufgenommen werden. In loser Folge stellen die Mitarbeiter*innen ausgewählte Neuzugänge vor. Dieses Mal: ein Glasgemälde von Theo van Doesburg.
Der niederländische Künstler Theo van Doesburg (1883–1931) schuf um 1918 eine Reihe von Oberlichtfenstern über den Eingangstüren der Rotterdamer Wohnsiedlung Spangen. Entworfen hatte diese Häuser sein Freund J.J.P. Oud. Wie Doesburg gehörte er zum engsten Kreis der Künstler*innengruppe De Stijl (auf Deutsch: Der Stil), die ein Jahr zuvor in Leiden, Niederlande, gegründet worden war und die internationale Vernetzung der Avantgarde zum Ziel hatte. Eines der sechs erhaltenen Fenster gelangte im Juni 2022 in die Sammlung des Bauhaus-Archivs.
Das Glasbild besteht aus vertikalen und horizontalen Farbflächen, die durch die Bleilinien ein Gerüst erhalten. Nach eigenem Bekunden war van Doesburg beim Anblick der sich vor seinem Atelierfenster erstreckenden Landschaft zu dieser Komposition gelangt. Damit setzte er ein zentrales Anliegen der Künstler*innengruppe De Stijl um und brachte es direkt in die Architektur ein: durch Abstraktion der gegenständlichen Natur ein Gleichgewicht und damit eine höhere Ordnung der Schöpfung zu erreichen.
Zum Bauhaus pflegte Doesburg besonders in den Jahren 1921/22 enge Kontakte. Während er sich auf Einladung von Walter Gropius in Weimar aufhielt, besuchten etliche Bauhäusler*innen seine privat abgehaltenen Kurse. 1925 erschien eine seiner zentralen Schriften, „Grundbegriffe der neuen gestaltenden Kunst“, als sechster Band der Bauhausbücher.