Das Kubik Kollektiv und die Bauhaus-Klangwelt
Gemeinsam mit Adriana Kapsreiter schuf das Kubik Kollektiv die musikalische Begleitung der zweiten Staffel des Podcasts About Bauhaus – eine Klangwelt, die den Bauhaus-Geist auf moderne Weise neu interpretiert. Doch wer steht eigentlich hinter dem Kubik Kollektiv, und was zeichnet diesen besonderen Sound aus?
In der zweiten Staffel des Podcasts About Bauhaus erklingt die Musik des Kubik Kollektivs. Sie wurde eigens für das Bauhaus-Archiv und den Podcast entwickelt. Die Musik entfaltete sich in einer Serie von Improvisationen, angestoßen durch die kreativen Inputs und Themen der Podcast-Hostin Adriana Kapsreiter. Dieses musikalische Experiment ist eng mit dem Filmprojekt „Bauhaus Forever“ von NOW Collective verbunden, ein mehrjähriges Vorhaben der Regisseurin Nico Weber in Zusammenarbeit mit dem Bauhaus-Archiv. Ralf Merten, Gründer des Kubik Kollektivs, ist der Komponist des Films.
Bei About Bauhaus erschafft das Kubik Kollektiv eine einzigartige Klangwelt. Und das Filmteam bindet die Highlights in die noch entstehende filmische Erzählung ein. Kubik Kollektiv trat in Folge als Gast von Erwin Ditzners Carte Blanche beim Enjoy Jazz Festival auf und spielte im temporary bauhaus-archiv bei der Langen Nacht der Museen 2023. Die Musik des Kubik Kollektivs floss auch in den Film-Entwurf ein, der beim Ark Rex Film Festival in Helsinki 2023 im „Work in Progress“-Format einem Publikum präsentiert wurde – ein experimenteller Einblick in ein Werk, das noch im Entstehen ist. Weitere Auftritte, Aufnahmen und Veröffentlichungen sind in Planung.
Das Kubik Kollektiv
Jan Hennig (aka Kabuki) ist Drum-and-Bass-DJ, Labelbetreiber, tritt live bei Festivals wie Superbooth in Berlin oder dem Tokyo Festival of Modular auf und hat sich auch durch elektronische Musik sowie durch Klang- und großformatige AV-Installationen, die an den Randzonen von Klang, Licht und Bewegung operieren, einen Namen gemacht. Mit seinem Modularsystem bringt er zeitgemäße maschinelle und sequenzielle Klänge in den Sound des Kubik Kollektivs ein.
Erwin Ditzner (Drums, Percussion) und Lömsch Lehmann (Klarinetten, Saxofon) spielen in ihrem gemeinsamen Projekt Ditzner Lömsch Duo zeitlosen Freien Jazz und haben in unzähligen Bands und Projekten mit namhaften Größen der internationalen Jazzszene wie Peter Brötzmann, Aki Takase und Fred Frith gespielt. Sie bringen Experimentierfreude und waghalsige Improvisationen ohne Netz und doppelten Boden mit ein, aber auch eine stilistische Offenheit, die sich nicht auf den Jazz beschränkt. So liegen Erwin Ditzners musikalische Wurzeln im Krautrock, bei dem er mit Bands wie Guru Guru im Kollektiv zusammen gelebt und musiziert hat.
Max Mahlert (Drums, u.a. beim Projekt Geräuschlabor und der Band c-types) steht mit seinem reduzierten, minimalistischen, durch Effekte angereicherten Schlagzeugspiel für Reduktion, Minimalismus und zwingende geräuschhafte Grooves, die viel Raum für andere Instrumente lassen.
Alex Matwijuck (Gitarre) wuchs in der Punkszene auf, studierte dann klassische Gitarre und arbeitet auch als Theatermusiker (u.a. im Projekt Granularsynthese). Seine verfremdeten Gitarrensounds, die auch mal mit einem Cellobogen oder einem Schraubenzieher erzeugt werden, sind nicht immer als solche erkennbar und verbinden sich mit den anderen elektronischen Klängen des Kollektivs.
Chris Rücker (Bass, Kontrabass, u.a. bei der Band Nachttierhaus) hat einen Jazz-Background und eine Vorliebe für Funk und Hip-Hop. Er arbeitet auch mit Effekten und Loopern und entwickelte Musik für Tanztheater. Bewegung, Körperlichkeit und ein Sinn für Melodik sind die Markenzeichen seines Bassspiels.
Ralf Merten (präpariertes Klavier, Elektronik) bringt durch sein mit verschiedenen Werkstoffen wie Holz, Metall, Papier und Gummi präpariertes Klavier den Klang des Handwerklichen mit ein. Seine hölzernen, klopfenden, minimalistischen Sequenzen sind ein Gegenpol zu den maschinellen Sequenzen von Kabuki. In seinem elektronischen Setup arbeitet er überwiegend mit analogen Feedbackschleifen, Drones, Resonanzen und Modulationen, die den Klang des Kubik Kollektivs durch ein Element der Unberechenbarkeit bereichern.
Um den kreativen und experimentellen Geist des historischen Bauhauses einzufangen, wurde ein künstlerisches Konzept entwickelt, das auf Gemeinschaft und kollektiver Improvisation basiert. Adriana Kapsreiter und Ralf Merten entschieden sich gegen die Nachahmung historischer Kompositionen und legten den Fokus stattdessen auf einen modernen Sound, der Elemente aus Jazz, elektronischer Musik und Krautrock vereint. Diese Herangehensweise ermöglicht es, die Themen der Bauhaus-Geschichte auf abstrakte, intuitive Weise zu transportieren.
Für die Aufnahmen wählten die Musiker*innen ungewöhnliche Instrumente und Spieltechniken. So wurden Klavier- und Gitarrensaiten präpariert, um Geräusche und Klänge zu erzeugen, die die Werkstätten der Bauhaus-Schule nachempfinden. Elektronische Effekte und Modularsynthesizer greifen die maschinelle Ästhetik auf, die das Bauhaus prägte. Diese Verschmelzung verschiedener Einflüsse schuf eine akustische Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die den Bauhaus-Geist in einer neuartigen Klangwelt erlebbar macht.