„Kreativ zu sein kann glücklich machen“
Bitte vervollständige: Das Bauhaus ist für mich … ?
… eine Gemeinschaft vieler kreativer Menschen, die uns heute noch inspirieren. Ich würde gerne eine Zeitreise an diesen Ort machen.
Du beschäftigst dich schon lange mit dem Bauhaus. Wie gelingt es dir, immer wieder neue Ideen für die Konzepte der bauhaus_werkstatt zu entwickeln?
Eine Idee führt zur Nächsten, so entwickelt es sich immer weiter. Das ist wie ein nicht abreißendes Band. Natürlich inspirieren mich auch die Teilnehmer*innen der Workshops sowie die Ausstellungen und Objekte selbst. Das ist manchmal wie Detektivarbeit: Ich suche in den Werken und überlege, was für eine Aktivität ich daraus machen kann. Zum Beispiel mag ich aus der Dessauer Bauhauszeit die Fotos mit spiegelnden Gegenständen. Für das „Metallische Fest“ wurde das Schulgebäude unter anderem mit silbernen Kugeln dekoriert. Diese Kugeln wurden von Studierenden wie Marianne Brandt für Fotoexperimente verwendet: Sie haben die Reflektionen fotografiert, da kam es dann zum Beispiel zu Verzerrungen. Viele der Fotos sind wie Selfies, beziehen aber auch ihre Umgebung mit ein.
Entstehen neue Ideen manchmal auch im Team oder eher einzeln?
Sowohl als auch. Im Bauhaus-Agenten-Programm sowie im bauhaus-Jubiläumsjahr 2019 hat unser Team in unterschiedlichen Konstellationen und Kooperationen Projekte entwickelt und über einen längeren Zeitraum betreut, wie z.B. „Bauhaus üben“ oder „Bauhaus Curriculum“ an der Walter-Gropius-Schule. Anderes, wie Konzepte für die samstägliche bauhaus_werkstatt, entwickeln wir einzeln. Da wird der*die Kolleg*in „on the go“ eingearbeitet.
Wenn wir uns auf einer Zugfahrt kennenlernen würden, wie würdest du deinen Beruf erklären?
Ich würde meinen Beruf so beschreiben, dass ich Museen dabei unterstütze kleine und große Besucher*innen für ihre Ausstellungen zu begeistern. Dabei vermittle ich Ausstellungsinhalte auf sinnliche Art, indem die Teilnehmenden durch das eigene Machen aktiv werden und die Kunst selbst erfahren. Dabei ist mir wichtig, dass die Leute genau hinschauen, Fragen an die Werke stellen und wir sie zusammen entdecken.
Wie kamst du als Vermittler*in zum Bauhaus-Archiv?
Das war 2013 über den Verein „Jugend im Museum“. Dabei habe ich zunächst Familiensonntage geleitet. Das Format hat sich sehr gut entwickelt und mit der Zeit kamen noch Ferienkurse, Schulprojekte, die Tätigkeit als Livespeakerin und offene Werkstätten hinzu. Damit war ich auch so ein bisschen auf das Bauhaus-Thema abonniert.
Du hast die Anfänge der bauhaus_werkstatt miterlebt?
Genau, ich bin seit Anbeginn der bauhaus_werkstatt dabei. Damals haben wir im ReUse-Pavillon nahe der Rampe des Bauhaus-Archiv Gebäudes viel mit Druckgrafik gearbeitet: Muster stempeln, Holzschnitt, Drucken mit Seilen, Schablonenschrift nach Albers etc. Die Werkstatt platzte manches Mal mit über 30 Teilnehmenden aus allen Nähten und es war eine super Stimmung.
Was interessiert dich generell am Thema Bauhaus?
Das Bauhaus bleibt für mich weiterhin spannend durch die Vielfältigkeit der Gestaltungsdisziplinen. Ich sehe dabei “kein Ende der Fahnenstange”. Ebenso interessiert mich die Zeit und Gesellschaft, in der das Bauhaus bestand und was sich später daraus entwickelt hat.
Was macht dir am meisten Spaß, wenn du einen Workshop leitest?
Am meisten Spaß macht es mir, selbst mitzuwirken. Das kommt wohl auch aus meiner Schulzeit: Mir hat der Frontalunterricht nicht gefallen. Zudem konnte ich Lehrer*innen nie ernst nehmen, die selbst nicht können, was sie vermitteln wollten. Deshalb ist es mir ganz wichtig, dass ich selbst aktiv teilnehme und beim Prozess vom Entwurf bis zur Umsetzung dabei bin.
Was würdest du den Teilnehmenden in deinen Workshops gerne vermitteln?
Es wäre toll, wenn sie durch den Workshop sehen lernen, dass unsere Welt gestaltet ist und somit auch, dass man selbst mitgestalten kann! Dass Kreativ sein und vor allem das Zeichnen eine Superpower ist. [Lacht] Kreativ zu sein macht total Spaß und kann glücklich machen.
Hast du eine Lieblingsübung?
Mir gefällt die Übung der Schreibmaschinen-Muster. Sie stammt aus dem Unterricht von Josef Albers, tangiert aber auch die Muster-Prinzipien, wie sie Paul Klees lehrte. Die Übung bringt die Ausübenden in einen Schaffensrausch mit schnellen, vielfältigen Ergebnissen, Misserfolge gibt es da nicht. Ich habe dazu auch ein bauhaus_werkblatt für Kinder und Familien illustriert. Selbst muss ich dabei dran denken, wie ich als Kind mit meiner Schwester Sekretärin gespielt habe und wie wir auf der häuslichen Schreibmaschine herumgetippt haben, um Buchstabenbilder zu erstellen.
Zum Abschluss: Für das zukünftige Bauhaus-Archiv wünsche ich mir …
…viele interessierte Besucher*innen aus der ganzen Welt und dass das Bauhaus-Archiv für alle offen ist. Bezüglich der Vermittlung wünsche ich, dass es keine Hierarchie gibt zwischen digitalen und analogen Methoden und beide Ebenen gleichauf sein können.