„Wenn ein echter Austausch untereinander entsteht – das ist super“
Bitte vervollständige den Satz: Das Bauhaus ist für mich …
… eine Lehre für Gestaltung und Experimente.
Du beschäftigst dich schon lange mit dem Bauhaus. Wie bleibt das Thema bis heute für dich inspirierend?
Ich habe verschiedene Fächer studiert, in denen das Bauhaus immer wieder Thema war. Mein Grafikdesign-Studium habe ich in Berlin an der Kunsthochschule Weißensee absolviert. Sie wurde von Künstler*innen, die dem Bauhaus nahestanden, gegründet, der dortige Grundkurs war an die Lehre des Bauhauses angelehnt. Im Kunst- und Design-Bereich, in dem ich arbeite, sind Bauhaus-Ideen ständig präsent. So komme ich eigentlich immer bewusst oder unbewusst damit in Berührung.
Wenn wir uns auf einer Zugfahrt kennenlernen würden, wie würdest du deinen Beruf erklären?
Ich bin Fotografin und Grafikdesignerin.
Wie kamst du als Vermittlerin zum Bauhaus-Archiv Berlin?
2017 begleitete Friederike (Holländer, Leiterin Bildung & Vermittlung am Bauhaus-Archiv, Anm.d.Red.) eine Schule im Rahmen ihrer Vermittlungsarbeit und suchte hierfür eine Person, die Foto-Workshops anbieten kann. So wurde ich Teil des Bauhaus-Agenten-Programms (Eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes und der Bauhaus-Institutionen in Berlin, Dessau und Weimar zur Stärkung der Vermittlungsarbeit im Rahmen von 100 jahre bauhaus, Anm.d.Red.) und habe parallel in der bauhaus_werkstatt, der Vermittlungs-Reihe des Bauhaus-Archivs, begonnen. Am Anfang fanden die Workshops noch im ReUse-Pavillion vor dem Bauhaus-Archiv in der Klingelhöferstraße statt, bevor wir ins temporary bauhaus-archiv zogen. Hier mag ich besonders, dass Besucher*innen sehen, was wir machen, und spontan einsteigen können.
Du hast seither einige bauhaus_werkstätten geleitet. Was macht dir dabei am meisten Spaß?
Im Team mit den Kolleg*innen zu arbeiten macht mir großen Spaß. Ebenso die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Teilnehmer*innen, die in Bezug auf ihr Alter, Herkunftsland und ihren Background sehr unterschiedlich sein können. Dadurch ist es jedes Mal anders. Interessant finde ich, was die Teilnehmer*innen an Ideen mitbringen, und wenn ein echter Austausch untereinander entsteht – das ist super.
Was würdest du den Teilnehmenden in deinen Workshops gerne vermitteln?
In jeder Werkstatt sollte etwas entstehen, das die Teilnehmer*innen mitnehmen können. Darüber freuen sich viele. Mir persönlich geht es weniger um das Ergebnis als vielmehr darum, was die Teilnehmer*innen auf dem Weg dahin lernen und welche Erfahrungen sie machen, dass sie im Prozess des Ausprobierens bleiben und wir ihnen ein Tool dafür anbieten, ohne zu bewerten. Das finde ich am Bauhaus wichtig und auch bei uns in der bauhaus_werkstatt. Der Versuch kann schiefgehen und vielleicht kommt etwas dabei heraus, vielleicht auch nicht, oder vielleicht etwas Anderes, als wir uns vorgestellt haben. Es gibt keine Fehler. Für mich nehme ich aus jeder Werkstatt neue Ideen und das Feedback der Teilnehmer*innen mit, und passe meine Konzepte kontinuierlich an.
Hast du, abgesehen von den Anregungen der Teilnehmenden, noch andere Wege und Inspirationsquellen, um neue Konzepte für die bauhaus_werkstatt zu entwickeln?
Viele Ideen entstehen durch die Bereiche und Themen, für die ich mich gerade interessiere oder mit denen ich mich beruflich beschäftige. Oft recherchiere ich dann weiter, was es dazu konkret am Bauhaus gab. Oder ich nehme eine*n Bauhäusler*in genauer in den Blick, so komme ich fast automatisch zu anderen Themen. Im Rahmen des Bauhaus-Agenten-Programms habe ich außerdem viele Bauhaus-Übungen ausprobiert und kennengelernt. Dadurch habe ich nochmal einen sehr praktischen Einblick in die Lehre am Bauhaus bekommen. Die Übungen stammen aus den Vorkursen von Johannes Itten, László Moholy-Nagy und Josef Albers, in denen die individuellen Fähigkeiten geschult werden sollten.
Zum Abschluss: Für das zukünftige Bauhaus-Archiv wünsche ich mir …
Für den Vermittlungsbereich im Turm wünsche ich mir noch mehr Möglichkeiten mit anderen Werkzeugen und Materialien zu arbeiten als bisher. Es wäre toll, wenn wir unser Repertoire durch den neuen Ort erweitern könnten und wenn der Turm offen für ein vielfältiges Publikum wird.