„Kinder sind nicht das Publikum von morgen, sondern die Besucher*innen von heute“
Outreach, zu deutsch: Reichweite, ist aktuell eines der meistdiskutierten Themen in deutschen Museen. Was dahinter steckt und wie das Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung es konkret umsetzt, erklärt Friederike Holländer, Leiterin Bildung und Vermittlung.
Friederike, was verstehst du unter Outreach?
In den kommenden Jahren wird das Bauhaus-Archiv denkmalgerecht saniert und um einen Neubau erweitert, der deutlich mehr Fläche für Vermittlungsarbeit schafft. Solange das Museum geschlossen ist, heißt Outreach für uns daher nicht, als fest verortetes Museum zu agieren. Vielmehr müssen wir Strategien entwickeln, um mit der Stadtgesellschaft in Kontakt zu kommen, d.h. wir sind selbst unterwegs. Ergänzend arbeiten wir in unserem Projektraum temporary bauhaus-archiv in der Charlottenburger Knesebeckstraße mit unterschiedlichen Partner*innen an gemeinsamen, langfristigen Vorhaben und Projekten.
Welche konkreten Zielgruppen wollt ihr erreichen?
Mit Blick auf den Museumsneubau in der Klingelhöferstraße interessieren wir uns insbesondere für unsere Nachbarschaft. Das Bauhaus-Archiv befindet sich in einem sehr heterogenen städtischen Umfeld, das es in dieser Form, als es 1979 eröffnet wurde, noch nicht gab. Wir wollen unsere Rolle als Berliner Institution in diesem Quartier vielfältiger gestalten und stärken.
Welche Herausforderungen kommen hier auf euch zu?
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Niedrigschwelligkeit eine anspruchsvolle Aufgabe ist, wenn wir die Interessen und Bedürfnisse der Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten, ernst nehmen. Kooperationen brauchen Zeit und Engagement, Outreach braucht Ressourcen.
Hast du ein Beispiel aus der Vermittlungspraxis des Bauhaus-Archivs?
Ein sehr erfolgreiches, vom Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung initiiertes Projekt ist die Reihe bauhaus_RaumLabor. Hier arbeiten wir schon seit über zehn Jahren mit verschiedenen Partnereinrichtungen in Berlin im Bereich der frühkindlichen Erziehung zusammen und bieten künstlerische Vermittlungsformate an. Ziel ist es, bereits Kindern im frühen Alter zu zeigen: Das Museum ist ein Ort, an dem deine Perspektive ernst genommen wird.
Was konntest du aus den bisherigen Projekten lernen?
Wir haben uns beispielsweise in unserem großen Kooperationsprojekt „Raum und Zeit – Kinder bewegen Museum“ mit den Projektbeteiligten – Pädagoginnen, Künstler*innen, Museumsmitarbeiter*innen – auf einige Leitsätze verständigt. Einer davon ist: Kinder sind nicht das Publikum von morgen, sondern die Besucher*innen von heute.
Zum Schluss ein Blick in die Zukunft: Was muss sich in den Museumsstrukturen ändern, um diese Erfolge zu verstetigen?
Outreach muss als Aufgabe des ganzen Hauses begriffen werden, für die es Personal und Ressourcen braucht.