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Modelle von Skulpturen Jak R. Maiers, Erstsichtung des Nachlasses von Jak R. und Marianne Maier in ihrem Haus in Berlin-Reinickendorf, Berlin, 2013
© Bauhaus-Archiv Berlin

„Ein Stück Berliner Kunstgeschichte“

#backstage #mittendrin
von 
Annemarie Jaeggi
, 12 Min Lesezeit

Auf bauhaus stories vertiefen wir die Themen der unpackings mit Interviews, Essays und Reportagen rund um die Ausstellung und Hintergründe aus der musealen Praxis.

Direktorin Annemarie Jaeggi über einen überraschenden Anruf und die Bedeutung des Nachlasses von Jakob und Marianne Maier für das Bauhaus-Archiv.

Bis heute habe ich nicht wirklich verstanden, warum das kinderlose Ehepaar Jakob R. und Marianne Maier dem Bauhaus-Archiv seinen Nachlass vermacht hat. Gerne hätte ich mich mit ihnen darüber unterhalten, aber es hat nie einen Kontakt gegeben, sie haben das gemeinsame Gespräch nie gesucht. Der Anruf von Lutz von Pufendorf war eine riesige Überraschung: Der Berliner Anwalt und ehemalige Kulturstaatssekretär war von einem Nachlassverwalter beauftragt worden, sich um die Umsetzung eines Testaments zu kümmern. Was sollte das mit uns zu tun haben? Jakob R. Maier? Der Name war mir bis dahin vollkommen unbekannt. Herr von Pufendorf erklärte, der Künstler Jak R. Maier sei bereits vor einigen Jahren verstorben und nun auch seine Frau Marianne. Testamentarisch hätte das Ehepaar dem Bauhaus-Archiv ihr gesamtes Hab und Gut vererbt. Ich atmete tief durch. Was war jetzt zu tun? Gab es Bedenkzeit, Unterlagen? So etwas geschah mir, und in der Geschichte des Bauhaus-Archivs, zum ersten Mal.

Marianne Maier vor ihrem Wohnhaus in Berlin-Reinickendorf, 1990er-Jahre
© Bauhaus-Archiv Berlin
Jak R. Maier mit einem Skulptur-Modell, 1970er-Jahre
© Bauhaus-Archiv Berlin

Ich erkundigte mich hausintern, ob jemand aus dem Team Jakob oder Marianne Maier kannte. Unsere erste Vermutung, dass sie Mitglieder unseres Vereins und Freundeskreises seien, erwies sich als falsch. Eine schnelle Internetrecherche führte uns zu einer Skulptur im öffentlichen Raum und nach Tailfingen in Baden-Württemberg, den Geburtsort Jakob Maiers. Wieso wollte das Ehepaar uns sein Erbe anvertrauen? Im Testament stand nur, dass sich Jakob Maier dem Bauhaus verpflichtet fühlte. Er hatte zunächst eine handwerkliche Lehre absolviert und im Anschluss ein Studium der Künste aufgenommen. Seine Werke sind in den Primärfarben gehalten, in strahlendem Blau, Rot und Gelb, elementar gedacht und aufgefasst, stark in den 1960er- und 1970er-Jahren verhaftet, authentisch in der eigenen Zeit. Dass er gemeinsam mit seiner Frau auf den Gedanken kam, einer Einrichtung, die das Gedankengut und materielle Erbe des Bauhauses pflegt, seinen kompletten Nachlass zu übergeben, finde ich eine einzigartige und bemerkenswerte Entscheidung – und auch eine sehr einsame.

Zusammen mit Sibylle Hoiman, damals Kuratorin am Bauhaus-Archiv und zuständig für die Architektursammlung, fuhr ich hinaus an den Stadtrand zum Haus der Maiers, um mehr über die Menschen hinter dem Erbe zu erfahren. Wir hatten vorab schon gehört, dass Jakob Maier ein Porsche-Fan war und etwas für schnelle Autos und schönes Design übrighatte. Wir waren voller Erwartungen, was wir entdecken würden! Zu unserer Ernüchterung und unserem Bedauern war das Haus bereits leer. Keine wertvollen Design-Klassiker für die Sammlung, nur schnöder Hausstand hatte sich hier befunden – so versicherte uns der Nachlassverwalter.

Jak R. Maier mit einem seiner Autos, im Hintergrund: eine seiner wenigen realisierten Skulpturen
© Bauhaus-Archiv Berlin
Jak R. Maier in einem seiner Autos der Marke Porsche, Berlin, 1990er-Jahre
© Bauhaus-Archiv Berlin

Wir gingen also durch das leere Haus und fanden den Raum, in dem sich der künstlerische Nachlass Maiers befand. Auch hier war bereits vorab entschieden worden, welche Gegenstände überhaupt zum künstlerischen Nachlass zählen. Wir sahen uns um und sichteten grob: Neben Grafikschränken mit allerlei Arbeiten auf Papier, Dokumenten und Fotografien befand sich auch ein Regal mit kleinen, wirklich eindrücklichen und zauberhaften Modellen von Skulpturen Maiers. Wir sahen uns anschließend noch draußen um. Im Vorgarten hatte uns direkt eine Metallskulptur begrüßt und wir vermuteten weitere Objekte auf dem stark zugewachsenen Grundstück. Tatsächlich fanden wir noch einen Grabstein für Marianne Maiers Mutter, der vermutlich von Jakob Maier angefertigt wurde.

Wir waren hin- und hergerissen zwischen Freude und Unglauben: Sollten wir das Erbe annehmen und, wenn ja, was würde es für das Museum bedeuten? Wir fragten uns: Würden wir Maiers Arbeiten jemals ausstellen? Gewissensfragen für ein Museum. Was würde mit den Werken geschehen, wenn niemand den Nachlass will? Entsorgen kam nicht in Frage, denn Maiers Werke sind schlicht zu hochwertig. Der Nachlass ist ein Stück Berliner Kunstgeschichte mit einer gewissen Affinität zum Bauhaus. In Gesprächen mit dem Vorstand des Bauhaus-Archiv e.V. suchten wir die beste Lösung und kamen trotz Bedenken schließlich zu dem Entschluss, das Erbe anzutreten.

Ausstellungsansicht „Unpacking Jak R. Maier“
© Konrad Langer
Ausstellungsansicht „Unpacking Jak R. Maier“
© Konrad Langer

Die Maiers hatten testamentarisch festgelegt, dass mit ihrem Erbe eine Stiftung gegründet werden sollte. Die Aufgabe der Stiftung ist es, das Werk von Jakob Maier zu pflegen und die Arbeit des Bauhaus-Archivs zu unterstützen – ein doppelter Auftrag also. Dank der Arbeit unserer Volontär*innen und der weiteren Projektbeteiligten kommt in der Ausstellung Unpacking Jak R. Maier beides vortrefflich zusammen.

Sind die Dinge, die wir anschaffen, auf Dauer gesehen Ballast oder lassen sich daraus neue Funken schlagen?

Eine Frage stelle ich mir bei jeder Neuerwerbung und jeder Schenkung: Ist das richtig, was das Team und ich machen? Unser Platz ist endlich und wir sammeln nicht um des Sammelns willen, sondern immer für einen Zweck. Die Objekte stellen Anforderungen an eine Institution und ihre Mitarbeitenden. Man muss sie adäquat lagern und sich damit beschäftigen. Was werden zukünftige Direktor*innen, Kurator*innen, Archivar*innen, Vermittler*innen und Besucher*innen dazu sagen? Sind die Dinge, die wir anschaffen, auf Dauer gesehen Ballast oder lassen sich daraus neue Funken schlagen?

 

Das hat eine institutionelle Komponente, aber auch eine ganz persönliche, da ich als Direktorin die Richtung des Hauses während meiner Amtszeit verantworte. Ich muss gut abwägen und eine saubere Entscheidung fällen – nicht wissend, was zukünftige Generationen damit machen oder darüber denken. Oftmals ist das Potential, das in den Dingen schlummert, nur abschätzbar. Ich kann nur erahnen, was die Zukunft mit ihrem ganz eigenen und frischen Blick aus den Objekten herausholt. Gleichzeitig freue ich mich, wenn das, was unsere Vorgänger*innen gemacht haben, heute auf Interesse stößt und sich aktuelle Fragen herauslösen lassen – so halten wir unsere Sammlung lebendig.

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