Bauhaus Music 2024: ein Musikfestival zum Thema Freiheit
Vom 17. bis zum 19. Oktober 2024 widmete sich das drei-tägige Musikfestival mit Konzerten und Workshops dem Thema „Freiheit“. Auf bauhaus stories tauchen wir tiefer in die historischen und kontemporären Hintergründe des Projekts ein.
Musik am Bauhaus 1919 bis 1933
Bauhaus und Musik – eine Verbindung, die bislang kaum gezogen wurde. Und doch war die erste Gastveranstaltung am Weimarer Bauhaus 1919 der Musik gewidmet, zahlreiche musikalische Darbietungen folgten. Auch als die Schule 1923 in einer Ausstellung zum ersten Mal ihre Türen für ein interessiertes Publikum öffnete, ihre Arbeitsweisen und Produkte vorstellte, spielte die Musik wieder eine herausragende Rolle: Den Auftakt der Schau markierte die fünftägige Bauhaus-Woche, die neben Vorträgen und Theater vor allem Konzerte bot. Die Komponisten Igor Strawinsky, Paul Hindemith oder auch Ferrucio Busoni, der Dirigent Hermann Scherchen – sie alle waren 1923 in Weimar zu Gast.
Bauhaus Music 2024
Freiheit – diesem hochaktuellen Thema widmete sich „Bauhaus Music 2024“. Mit dem Schwerpunkt auf Exil erkundete das dreitägige Festival die künstlerischen und politischen Haltungen oder Ausdrucksformen von damals bis heute. In moderierten Konzerten waren dabei unter anderem Werke von Arnold Schönberg, Kurt Schwitters, Johann Sebastian Bach, Béla Bartók, Alban Berg, Stefan Wolpe, Cathy Milliken und auch Ruth Crawford Seeger zu hören. Zahlreiche Künstler*innen, darunter die bekannten Solist*innen Claudia Barainsky, Kolja Blacher, Gunnar Brandt-Sigurdsson oder Jocelyn B. Smith, und das Deutsche Kammerorchester Berlin kamen an drei Tagen zusammen, um gemeinsam dem musikalischen Leben und Schaffen am Bauhaus nachzuspüren.
Donnerstag, 17. Oktober
Musikalische Freiheit und neue Perspektiven. Das Bauhaus Music Festival 2024 startete mit Auszügen aus Mark Blitzsteins Oper „Parabola and Circula” und Cathy Millikens Hörspiel „Driving with Fatima” bei uns im temporary bauhaus-archiv.
Freitag, 18. Oktober
Bach, Bartók und Berg – abwechslungsreich ging es am zweiten Abend weiter in der Kirche St. Elisabeth. Mit dem Deutschen Kammerorchester Berlin und Kolja Blacher.
Samstag, 19. Oktober
Das Event fand seinen Ausklang in einem vielfältigen Programm: Schwitters, Seeger und Schönberg treffen auf experimentelle Klangwelten. Begleitet wurden die Konzerte von einem umfänglichen Vermittlungsprogramm. Auf dem Gelände der Villa Elisabeth stellten sich die „Klänge für die Zukunft” „Early Reflections” vor und es gab die Möglichkeit in der bauhaus_werkstatt und dem Workshop “Die Kunst des Zuhörens”, selbst musikalisch sowie kreativ tätig zu werden.
Vermittlungsformate
Im Vorfeld des Festivals fanden verschiedene Workshops mit Schüler*innen statt: So lud zum Beispiel die Komponistin Cathy Milliken Schüler*innen ein, ihre Geschichten zu erzählen und sie mit einfachen Mitteln hörbar zu machen. In einem weiteren Projekt näherten sich die Künstler*innen Alexandre Decoupigny und Claire Fristot mit einer 11. Klasse der Carl-von-Ossietzky-Gemeinschaftsschule den Prinzipien des Bauhauses mit kompositorischen Mitteln. Auch hier standen die Musik und der Bezug zur Lebenswirklichkeit der jungen Menschen im Mittelpunkt. Ergebnisse der verschiedenen Projekte wurden im Rahmen des Festivals präsentiert.
Bauhaus Music: ein interdisziplinäres Forschungsprojekt seit 2021
Seit 2021 untersucht das Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung den Zusammenhang von Bauhaus und Musik in dem interdisziplinären Forschungsprojekt bauhaus music. Das Team bestehend aus Wissenschaftler*innen der Kunstgeschichte und Musikwissenschaft sowie Musiker*innen rekonstruiert systematisch das Musikleben an den historischen Bauhaus-Stationen in Weimar, Dessau und Berlin.
Mit einem sensationellen Fund beginnt das Festival: Die 1929/30 entstandene Avantgarde-Oper „Parabola and Circula“ des US-amerikanischen Komponisten Marc Blitzstein wurde im Zuge der Recherchen zum Musikleben am Bauhaus entdeckt. Sie sollte am Dessauer Theater uraufgeführt werden, wozu es jedoch nie kam. Zur Eröffnung von „Bauhaus Music“ im temporary bauhaus-archiv sind nun erstmals Auszüge daraus zu hören. Inspiriert durch Blitzsteins Beschäftigung mit konstruktivistischer Kunst erzählt „Parabola and Circula“ von einer Romanze zwischen Rechteck und Punkt mit zahlreichen weiteren geometrischen Figuren. Marc Blitzstein gilt neben Kurt Weill als einer der wichtigsten Komponisten des antikapitalistischen und antifaschistischen Theaters.