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Lou Scheper, Staatsbibliothek, Innenraumperspektive Lesesaal, ca. 1965
© Bauhaus-Archiv Berlin

„Lieber auf Luftlinien balancieren als auf Dogmen sitzen“

#backstage
von 
Lina Mannherz
, 16 Min Lesezeit

Lou Scheper-Berkenkamp zählte zu den ersten weiblichen Studierenden am Bauhaus. Seit 2016 befindet sich ihr künstlerischer Nachlass im Bauhaus-Archiv. Ein Blick auf ihre Werke macht deutlich, wie stark das Bauhaus Scheper prägte und wie vielseitig die Künstlerin arbeitete.

Hinnerk Scheper, Porträt Lou Scheper-Berkenkamp, um 1922
© Bauhaus-Archiv Berlin

Die Gestalterin

Nur ein Jahr nach der Gründung des Bauhauses bewarb sich die am 15.5.1901 in Wesel geborene Hermine Louise Berkenkamp. Hier lernte sie ihren Kommilitonen Hinnerk Scheper kennen, den sie 1922 heiratete und mit ihm das Bauhaus zunächst verließ, um 1926 zurückzukehren. Neben ihrer Ausbildung am Bauhaus waren zahlreiche Reisen, insbesondere ihre beiden längeren Aufenthalte in Russland, prägend für ihre künstlerische Entwicklung. Während der Zeit des Nationalsozialismus konzentrierte sie sich in ihrer Malerei primär auf die in Russland entwickelten Sujets und erprobte neue Techniken in großen Formaten. Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte sie sich in Berlin als Mitbegründerin des Kunstvereins Der Ring und bis ins hohe Alter aktiv im Berufsverband Bildender Künstlerinnen. Zudem gelang es ihr, als Farbgestalterin an wichtigen Bauten der Nachkriegsmoderne mitzuwirken. Ihr künstlerischer Nachlass befindet sich seit 2016 im Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung.

László Moholy-Nagy, Lou Scheper auf einem Balkon des Ateliergebäudes Bauhaus Dessau, 1927
© VG Bild-Kunst, Bonn, Bauhaus-Archiv Berlin

Lehre am Bauhaus

Das inspirierende Umfeld am Weimarer Bauhaus erwies sich als besonders prägend für Lou Schepers künstlerische Selbstfindung. Nachdem sie in der Vorlehre bei Georg Muche, Walter Gropius, Lyonel Feininger, Adolf Meyer und Paul Klee unterschiedlichste Eindrücke sammeln konnte, eroberte sie sich in der Werkstatt für Wandmalerei einen Platz in einem primär von Männern dominierten Feld. Ihre Faszination für die geometrischen Kompositionen von Paul Klee wie auch die abstrahierten Figuren von Oskar Schlemmer treten gerade in ihren frühen Arbeiten hervor. Schnell erlangte sie in ihrer künstlerischen Laufbahn ein beeindruckendes Maß an Eigenständigkeit und hinterließ ein umfangreiches Oeuvre an Skizzen, Zeichnungen und Aquarellen von unverwechselbarem Einfallsreichtum.

Lou Scheper, „Odjar“, 1928
© Bauhaus-Archiv Berlin

Bauhaus-Bühne

Fantastische Darstellungen von frei schwebenden musikalischen Figuren und tanzenden Jongleuren entstanden ab 1926 in der Bühnenwerkstatt in Dessau. Lou Scheper erforschte hier intensiv die Beziehung der menschlichen Figur zum Raum durch Bewegung, Musik, Tanz und Kostüm. Das Arbeiten an der Bauhaus-Bühne verlieh ihr neue Impulse für zahlreiche Entwürfe zu Marionetten, Varieté- und Zirkusszenen, die 1927 auch in einer Theaterausstellung in Magdeburg ausgestellt wurden. Neben regen Beteiligungen an verschiedenen Inszenierungen als Darstellerin wirkte sie an unterschiedlichen Projekten mit. Für das Theaterstück „Odjar“ lud der Meister der Bühne, Oskar Schlemmer, die gesamte Klasse ein, Kostüme und Bühnenbilder zu entwerfen. Im Gegensatz zu den Entwürfen ihrer Kommiliton*innen haben sich ihre Zeichnungen nahezu in Gänze erhalten.

Lou Scheper, Reisezeichnungen aus Ascona, 1926
© Bauhaus-Archiv Berlin

Lou Schepers Reisen

Fast ornamental erscheint die Skizze einer Gasse in Ascona, ein Ort der Inspiration vieler Bauhäusler*innen. Eindrücklich setzt die Künstlerin das alte Ortszentrum in mehreren Zeichnungen in Szene und fängt alltägliche Geschichten flüchtiger Begegnungen ein. Die zahlreichen Reisen zwischen 1925 und 1927 lassen sich als zeichnerische Wanderungen verstehen, auf denen Lou Scheper ihre Eindrücke mit Feder und Bleistift für die Betrachtenden erfahrbar macht. Während sich unter den Skizzen aus den Marken und Ascona vor allem Straßen- und Cafészenen finden, dominieren in den Seelandschaften von Rügen, Wenningstedt und Voledam kantige Felsformationen und Küstenlandschaften, die als Motivrepertoire für spätere Kompositionen dienten.

Lou Scheper, Straße in Moskau, 1931
© Bauhaus-Archiv Berlin

In Russland

Euphorisch berichtete Lou Scheper in einem Brief an Gunta Stölzl von ihren ersten Eindrücken aus Moskau. Zwischen Juli 1929 und September 1931 hielt sie sich zweimal für längere Zeit in Russland auf, wo sie neben journalistischen Beiträgen für die deutschsprachige Wochenzeitschrift „Moskauer Rundschau“ belebte Straßenszenen festhielt. Die expressiven Skizzen von Bettler*innen, Straßenverkäufer*innen und Invalid*innen zeigen bewegende Einblicke in das von Armut geprägte, städtische Alltagsleben.
Auch das Stadtbild Moskaus, ein Nebeneinander von Bauten verschiedener Stilrichtungen, übte eine besondere Faszination auf die Künstlerin aus, das sie vorerst skizzierte und dann zu größeren Arbeiten in Deckfarben ausarbeitete. Gegenüber den lebhaften Straßenskizzen sind die gemalten Stadtlandschaften von einer eigentümlichen Stille gekennzeichnet. Diese menschenleeren, häufig in abendliches Dämmerlicht getauchten und von blassen Häuserfassaden flankierten Alleen erinnern an rätselhafte Filmkulissen.

Lou Scheper, Vier Figuren im Raum, um 1930
© Bauhaus-Archiv Berlin

Porträts und Figurenbilder

Die vier eng zusammenstehenden Figuren scheinen nahezu gänzlich mit dem braun-grauen Hintergrund zu verschmelzen, vor dem sie sich durch die dunklen Konturlinien abheben. Wo befinden sich die vier Personen und wohin wenden sie sich? Warum sind ihre Augen zu Schlitzen verengt? Neben Stadtlandschaft und Architektur fand die Künstlerin in Moskau auch zu den Bildthemen Porträt und menschliche Figurengruppe, die sie in den 1950er-Jahren nochmals aufgriff. Charakteristisch für die eindringlichen und rätselhaft bleibenden Porträts sind die meist überproportional groß ausgearbeiteten Hände und Köpfe sowie fließende Körperformen der einzelnen Gestalten.

Lou Scheper, Ankündigung für „Bälkchen erzählt seine Geschichte“, 1948
© Bauhaus-Archiv Berlin

Bildergeschichten – eine Reise in fantastische Bilderwelten

Abenteuerliche Fahrten auf von Luftballons getragenen Traumschlössern, imaginäre Weltreisen zu surreal anmutende Orten: Die Fantasie Lou Schepers scheint unerschöpflich. Mit reicher Vorstellungskraft und geistreichem Humor verdichtete die Künstlerin seit Mitte der 1920er-Jahre ihre schriftstellerische und künstlerische Begabung in fantasievolle Kinderbücher wie „Knirps. Ein ganz kleines Ding“ oder „Puppe Lenchen“. Sie erzählen von gewitzten Begegnungen mit skurrilen Tiergestalten und magischen Fabelwesen. Dabei dürften einige Entwürfe in ihren subtilen Anspielungen und Wortspielen für ein erwachsenes Publikum gedacht gewesen sein.

Lou Scheper, Glückwünsche zu Weihnachten und Neujahr, 1949
© Bauhaus-Archiv Berlin

Glückwunschblätter

Geburtstage, Hochzeiten, Feiertage – Lou Scheper ließ keine Gelegenheit verstreichen, ihrer Familie, Kommiliton*innen und Bekannten kleine Freuden zu zeichnen. Das Gestalten von Glückwunschblättern zu unterschiedlichen Anlässen behielt die Künstlerin zeitlebens bei. Sie verwob bunte, detailliert ausgearbeitete Illustrationen mit humoristischen Zeilen, die durch die oftmals großformatige Ausführung ihre Wirkung auf ihre Empfänger*innen entfalten. In geschwungener Kurrentschrift oder in plastisch gestalteten Versalien stechen deren Namen wie auch der jeweilige Anlass gestalterisch hervor. Häufig kommen die Glückwünsche in Begleitung von Glücksfischen und himmlischen Gestalten, wie hier etwa von einem Berliner Jungen namens „Engel-Bengel“, der heitere Botschaften verkündet.

Lou Scheper, Küstenlandschaft mit Architektur- und Schiffsteilen, 1961
© Bauhaus-Archiv Berlin

Landschaftsbilder

In den Berliner Ruinenlandschaften der Nachkriegszeit entdeckte Lou Scheper ihre Motive für Darstellungen von verlassenen Hinterhöfen und in Trümmern liegenden Wohnvierteln. Als Spuren vergangenen Lebens fangen sie die tiefe Tristesse der Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg treffend ein. Einen Gegenpol bilden die zeitgleich entstandenen surrealen Landschaftsbilder. Hier treffen kristalline Gebirge und wuchernde Pflanzen auf architektonische Fragmente, die an entlegenen Stränden platziert die Zeit zu überdauern scheinen. Die beiden Himmelskörper und die an astronomische Sternbilder erinnernden Gebilde am Horizont gehen ein stimmiges Wechselspiel ein und erzeugen eine traumhafte Atmosphäre: entrückt und geheimnisvoll zugleich.

Lou Scheper, Staatsbibliothek, Innenraumperspektive Lesesaal, ca. 1965
© Bauhaus-Archiv Berlin

Farbgestaltungen

Nach dem frühen Tod ihres Mannes Hinnerk Scheper, der in der Nachkriegszeit als Konservator und Leiter des Denkmalamts für Berlin maßgeblich am Wiederaufbau der Stadt mitgewirkt hatte, machte sich Lou Scheper bei einigen bedeutenden Bauprojekten einen Namen. Dazu zählen unter anderem diverse Bauten von Walter Gropius sowie die Philharmonie und die Berliner Staatsbibliothek von Hans Scharoun, an deren Farbkonzepten sie bis zu ihrem Tod am 11. April 1976 arbeitete.

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