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© Nico Drimecker

5+1 Fragen an Sarah Elsing über bauhaus yoga

#mittendrin #videos
von 
Gloria Fock,  Sarah Elsing
, 18 Min Lesezeit

Die Autorin und Yogalehrerin Sarah Elsing entwickelt Yoga-Posen aus den Lehren und Formen des Bauhauses. Im Interview erklärt sie, warum Stühle und Tische dabei eine inspirierende Rolle spielen und führt durch vier Yoga-Posen zum selber Nachmachen.

Sarah, wie kam dir die Idee, die Themen Bauhaus und Yoga zu verbinden?

Als ich vor bald zwanzig Jahren das erste Mal die Yogahaltung „der Stuhl“ übte, kam mir sofort der Wassily-Sessel in den Sinn, der Bauhaus-Klassiker von Marcel Breuer. Er sieht elegant aus, ist auf Dauer aber doch eher unbequem. Während mein Körper die Yogahaltungen Dreieck, Tisch oder Bogen formte, dachte die Kunst-und Architekturkritikerin in mir sofort an die Grundformenlehre von Wassily Kandinsky. Auch die yogische Vorstellung der „heiligen Geometrie“, nach der Lebensenergie nur dann frei fließen kann, wenn der Körper in einige grundlegende, immer wiederkehrende Formen gedehnt wird, die ein stabiles Fundament haben und sich am menschlichen Maß orientieren, erinnerte mich an die Regeln der Statik und die Klarheit und Geradlinigkeit der Bauhaus-Ästhetik. Und doch ist im Bauhaus nicht alles streng mathematisch-rational. Kandinsky beschreibt die Formen in seinem Grundlagenwerk „Vom Punkt zur Linie zur Fläche“ in einer sehr poetischen Sprache. Er hat sie sogar von der Ausdruckstänzerin Gret Palucca körperlich nachstellen lassen. Als ich diese Fotos sah, dachte ich: „Das sind doch Yogahaltungen!“

Wassily Kandinsky, Tanzkurven zu den Tänzen von Gret Palucca, in: Das Kunstblatt, 10 (1926), 3, S.120
© Bauhaus-Archiv Berlin
Wassily Kandinsky, Tanzkurven zu den Tänzen von Gret Palucca, in: Das Kunstblatt, 10 (1926), 3, S.119
© Bauhaus-Archiv Berlin

Welche Ideen des Bauhauses inspirieren dich bei der Vorbereitung deiner Klassen?

Mich spricht der offene, ganzheitliche Ansatz des Bauhauses an. Johannes Itten, der große Esoteriker des Bauhauses, verstand die ästhetische Erziehung als Ganzheitserziehung, die die Entwicklung des Menschen als leiblich-seelisch-geistige Einheit fördert. In seinem Vorkurs ging es, wie er selbst schrieb, um „Sinnesentwicklung, Steigerung der Denkfähigkeit und des seelischen Erlebens“. Die Studierenden sollten sich körperlich lockern und entkrampfen, damit sie sich vom Korsett der bisherigen akademischen Ausbildung befreien. Ganz im Einklang mit den Protagonist*innen der damaligen Rhythmusbewegung – Zivilisationskritiker*innen, Naturphilosoph*innen, Tanz-, Musik- und Sportpädagog*innen –, verstand er Bewegung und Rhythmus als existentielles Urprinzip. Die Studierenden sollten es auch als bildnerisches Organisationsprinzip physisch erfahren. In den bauhaus yoga-Klassen binde ich viele Übungen aus Ittens Vorkurs ein, die im „original bauhaus übungsbuch“ sehr anschaulich zusammengefasst sind. Wir machen auch einige Experimente, die aus Kandinskys Unterricht überliefert sind. Sein Grundsatz „Alles beginnt mit dem Punkt“ ist für mich wegweisend.

„Für mich gehört alles zusammen: Kunst, Körper, Architektur, Musik, Literatur.“

An der Ausbildung am Bauhaus gefällt mir auch die deutliche Absage ans Spezialist*innenentum, auch wenn den künftigen Architek*innen die oberste und hellste Etage des Bauhauses zugestanden wurde. Als Generalistin, die sich in vielfältigen und scheinbar gegensätzlichen Bereichen bewegt, stoße ich heute oft auf Unverständnis, weil ich nicht so einfach in eine Schublade zu stecken bin. Dabei gehört für mich alles zusammen: Kunst, Körper, Architektur, Musik, Literatur. Denken, Fühlen und sinnliches Erleben. Das Vorhaben, Konventionen radikal abzuschütteln und in einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten an einer neuen Vorstellung, wie wir leben wollen, zu arbeiten, finde ich bis heute euphorisierend. Im Grunde ist das nichts anderes als die Idee von Sangha im Buddhismus oder Satsang im Yoga.

Du hast bereits Yoga-Klassen für unsere Besucher*innen gegeben. An welche besonderen Momente oder Erfahrungen erinnerst du dich?

Am Ende der Klasse machen wir häufig Kandinskys Gong-Übung, der so die synästhetischen Fähigkeiten seiner Studierenden fördern wollte. Statt einen Gong anzuschlagen, singen wir zusammen acht Mal „Om“. Allein das ist schon eine sehr verbindende Erfahrung, weil die Gruppe nach dem gemeinsamen Üben meist harmonisch und im Einklang singt. Letztens berichtete mir eine Teilnehmerin freudestrahlend, dass sie beim Singen Quadrate und Dreiecke in Primärfarben gesehen habe, eine andere violettfarbene Wellen. Beide hätten vorher nicht gewusst, dass sie synästhestisch veranlagt seien. Das zeigt mir, dass das Wissen und die Methode, die ich vermitteln möchte, tatsächlich in Geist und Körper erfahrbar sind und sogar in relativ kurzer Zeit kreative Prozesse auslösen können.

Im November finden wieder Yoga-Klassen mit dir im temporary bauhaus-archiv statt. Hast du eine Lieblings-Bauhaus-Yoga-Pose, die wir bis dahin üben können?

Ich empfehle „Eiskunstlauf mit den Armen“, eine Abwandlung von Ittens „Eiskunstlauf auf Papier“: Einfach breitbeinig hinstellen und mit den Armen elegante, weit ausschweifende Bewegungen machen. Dabei tief atmen – am besten sogar an der frischen Luft. Das hilft gegen Müdigkeit, Rückenschmerzen vom langen Sitzen und löst den sogenannten „tech neck“, dem steifen Nacken, unter dem wir vom dauernden Starren aufs Smartphone fast alle leiden. Danach ist auch der Geist frisch gelüftet und alles geht meiner Erfahrung nach leichter.

Bei Bauhaus denken viele sofort an Architektur. Gibt es einen Ort, der sich besonders für Bauhaus-Yoga eignet?

Beim Bauhausfest in Dessau hatten wir dieses Jahr das Glück, eine Woche lang bauhaus yoga im historischen Bauhaus und auf der Wiese vor dem Prellerhaus, dem berühmten Wohnheim der Bauhäusler*innen, zu üben. Unter anderem im Vorkurs-Raum von Itten zu praktizieren, war natürlich sehr besonders und auch ein bisschen aufregend für mich. Aber im Grunde kann jede*r zu Hause im Wohnzimmer üben. Stühle, Tische, Wände, Decken oder Fenstersimse können zu Hilfsmitteln werden. Zum Bauhaus-Möbel wird man in der Praxis von ganz allein.

Sarah Elsing ist Autorin, Kulturjournalistin und Yogalehrerin. Als Creative Flow Coach hilft sie Kreativen aller Couleur, im Fluss und am Ball zu bleiben. Aufgewachsen mit einer Bauhaus-faszinierten Mutter war ihr schon als Kind klar, warum kein Gast gern im Wassily-Sessel Platz nahm.

Bereit für bauhaus yoga? Diese Tutorials bringen Sie in den Flow …

Für den Einstieg
© Bauhaus-Archiv Berlin

Der Tisch

Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Beistelltisch von Marcel Breuer. Setzen Sie sich mit gestreckten Beinen auf den Boden. Füße hüftbreit auseinander, die Hände direkt neben den Hüften auf dem Boden, Finger zeigen nach vorn. Drücken Sie in die Fersen, beugen Sie Beine und schieben Sie die Knie direkt über die Fußgelenke. Heben Sie die Hüfte so hoch, dass von den Schultern bis zu den Knien eine gerade Fläche parallel zum Boden entsteht, genau so wie die schwarze Tischplatte des Breuer-Tischs. Vielleicht können Sie sogar den Kopf nach hinten senken. Arme und Unterschenkel sind stark wie Stahlrohr und alles ist im rechten Winkel. Fortgeschrittene legen sich zusätzlich ein oder zwei fachlich möglichst einschlägige Coffee Table Books auf den Bauch.

© Bauhaus-Archiv Berlin

Der Stuhl

Stellen Sie sich vor, Sie wären der Wassily-Sessel von Marcel Breuer. Füße artig geschlossen, Knie tief gebeugt – so scharf, wie die Sitzfläche des echten Sessels in die Kniekehlen schneidet. Die Arme diagonal nach oben gestreckt, als Rettungsanker, der Blick verlängert die Diagonale bis zur Decke. Senken Sie das Gesäß noch etwas tiefer, damit Sie komplett in das Möbelstück hineinrutschen. Versuchen Sie, eine Weile in dieser Haltung zu bleiben. Sieht elegant aus, wird aber mit jeder Minute unbequemer. Aufstehen klappt nur mit Schwung oder mit Hilfe verständnisvoller Gastgeber*innen.

© Bauhaus-Archiv Berlin

Die Schale

Stellen Sie sich vor, Sie wären das halbrund gebogene Stahlrohrbein des Freischwingers S 533 von Ludwig Mies van der Rohe. Aus der Bauchlage heraus greifen Sie Ihre Knöchel und versuchen, die Beine zu strecken, sodass Oberkörper und Oberschenkel sich vom Boden heben. Knie und Füße hüftbreit, Knöchel möglichst auf Schulterhöhe. Wem das zu viel ist, drückt in der Bauchlage die Handrücken neben dem Körper auf dem Boden und hebt Oberkörper und Beine. Stellen Sie sich nun vor, Sie seien eine Silberschale von Marianne Brandt.
In beiden Haltungen können Sie sanft hin und her schaukeln und sich vorstellen, ein primärfarbener Apfel rolle über Ihren Rücken. Das Arrangement wirkt besonders kontrastreich auf einem strengen Marcel-Breuer-Tisch.

© Bauhaus-Archiv Berlin

Die Leuchte

Wenn Sie besonders wagemutig sind, stellen Sie sich vor, Sie wären die Tischleuchte WG 24 von Wilhelm Wagenfeld. Aus der Rückenlage stellen Sie die Füße hüftbreit auf, sodass Sie mit den Fingern noch die Fersen berühren können. Platzieren Sie die Hände nun neben den Ohren, Finger zu den Schultern. Mit der Einatmung drücken Sie in Hände und Füße und heben die Hüfte nach oben. Versuchen Sie, von den Händen bis zu den Füßen einen perfekten Bogen zu formen, der die milchige Halbglaskugel der Wagenfeld-Leuchte nachzeichnet. Stellen Sie sich vor, aus ihrem Bauchnabel strahle klar-weißes Licht, das den Schreibtisch von Walter Gropius im Weimarer Direktorenzimmer erhellt.

Für eine aktive Stunde

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