Ein neues Bauhaus-Archiv entsteht
Seit 2018 wird das Bestandsgebäude des Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung denkmalgerecht saniert und durch einen Erweiterungsbau ergänzt. Hier werden künftig das Museum mit den Ausstellungsflächen sowie die Räume für Kulturelle Bildung untergebracht sein. In dem von Walter Gropius entworfenen Gebäude aus den 1970er-Jahren wird Platz für das umfängliche Archiv und die Bibliothek geschaffen.
Das Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung besitzt die weltweit umfangreichste Sammlung zur Geschichte des Bauhauses (1919–1933), der bedeutendsten Schule für Architektur, Design und Kunst des 20. Jahrhunderts. 1979 eröffnet, wurde das Haus aufgrund des Wachstums der Sammlung und der stetig steigenden Besucher*innenzahlen jedoch bald zu klein – den gestiegenen Anforderungen an ein Museum mit Archivfunktion konnte es zuletzt nicht mehr optimal gerecht werden.
Die Gesamtkosten der Sanierung und Erweiterung teilen sich der Bund und das Land Berlin.
facts & figures zur Baustelle
Eröffnung Bauhaus-Archiv: 1979
Architekten: Walter Gropius, Alex Cvijanović, mit Hans Bandel
Architekt Erweiterungsbau: Volker Staab
Nutzfläche: 1.900 m² (bis 2018), 4.200 m² (ab Wiedereröffnung 2027)
Ausstellungsfläche: 700 m² (bis 2018), 2.000 m² (ab Wiedereröffnung 2027)
Ca. 600 Besucher*innen haben in der Sammlungspräsentation komfortabel Platz.
Fast 60 verschiedene Gewerke sind am Neubau und an der Instandsetzung unseres Hauses beteiligt – von der Errichtung des Bauzauns über die Stahl-Holz-Konstruktion für den gläsernen Turm bis zum letzten Schliff für das Parkett.
Zu Spitzenzeiten werden ca. 130 Arbeitskräfte gleichzeitig auf der Baustelle tätig sein.
Ca. 25–35 Planer*innen arbeiten je nach Projektphase am Bauvorhaben – darunter Architekt*innen, Bauingenieur*innen und Fachingenieur*innen.
Die Nähe zum Landwehrkanal und die innerstädtische Lage des Grundstücks, unter dem öffentliche Wasserleitungen verlaufen, ist eine der größten technischen Herausforderungen. Bei den Tiefbauarbeiten mussten deshalb unterirdisch verschiedene „Umwege“ genommen werden.
Ca. 7 Meter tief musste für den unterirdischen Bau gegraben werden.
Der meist verwendete Werkstoff ist (Stahl-)Beton, der insbesondere für das unterirdische Sockelgeschoss des Neubaus und das Gebäude für Café und Shop benötigt wird. Der Turm wird aus einer leichten Stahl-Holz-Konstruktion errichtet.
Das komplexeste technische Verfahren kam bei den Tiefbauarbeiten zum Einsatz: Mit einem Schlitzwandgreifer wurden sogenannte Schlitzwände aus Beton oder Stahlbeton hergestellt, welche die zukünftigen Ausstellungsräume vor eindringendem Grundwasser schützen.
Der Wettbewerb
Der im Juni 2015 von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt ausgelobte nichtoffene Architektur-Wettbewerb „Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung, Berlin“ wurde nach zweitägiger Sitzung des Preisgerichts am 21. und 22. Oktober 2015 entschieden. Die Jury zeichnete den Entwurf des Berliner Architekten Volker Staab mit dem ersten Preis aus und empfahl ihn zur Realisierung.
Wettbewerbsverfahren: Entsprechend der Ankündigung im EU-Amtsblatt vom 16. Mai 2015 wurden in einem vorgeschalteten Bewerbungsverfahren (Teilnahmewettbewerb gemäß RPW – Richtlinie für Planungswettbewerbe und VOF – Vergabeordnung für freiberufliche Leistungen) von insgesamt 174 Bewerbungen 35 Teilnehmer*innen ausgelost. Vorab waren bereits 15 Architekturbüros durch den Auslober des Wettbewerbs ausgewählt und als Teilnehmer gesetzt. Von den insgesamt 50 Architekturbüros, die so zur Teilnahme aufgefordert waren, reichten 41 eine Arbeit ein. Die Jury vergab einen ersten Preis sowie jeweils einen zweiten, dritten, vierten und fünften Preis. Hinzu kamen vier Anerkennungen.
Fachpreisrichter*innen der Jury: Jo Coenen, Hilde Léon, Wolfgang Lorch, Elke Delugan-Meissl, Pat Tanner, Johannes Löbbert, Petra Vondenhof-Anderhalten, stellvertretend: Brigitte Häntsch
Sachpreisrichter*innen der Jury: Regula Lüscher, Tim Renner, Dr. Sigrid Bias-Engels, Günther Hoffmann, Dr. Annemarie Jaeggi, Dr. Niklas Maak, stellvertretend: Hermann-Josef Pohlmann, Dr. Konrad Schmidt-Werthern, Rosa Schmitt-Neubauer, Horst Grothues, Dr. Markus Klimmer, Chris Dercon, Dr. Kerstin Wittmann-Englert
Der Turm – ein neues Wahrzeichen
Der gläserne Turm ist eines der Highlights des Neubauprojekts und wird – neben den bereits existierenden Gropius’schen Sheddächern des Bestandsbaus – das neue architektonische Wahrzeichen des Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung. Zukünftig wird sich hier der Haupteingang des Museums befinden. Die vier oberen Etagen stehen gänzlich den vielfältigen Vermittlungsangeboten des Bauhaus-Archivs zur Verfügung. Mit dem Turm erhält das Bauhaus-Archiv somit erstmals Flächen, die einzig dem Bereich „Bildung und Vermittlung“ dienen. Dessen Arbeit nimmt nun auch nach außen erkennbar die Rolle ein, die sie im Selbstverständnis der Institution seit Langem spielt. Als Ort des Diskurses, der Begegnung und des Experiments steht der Turm in der Tradition des historischen Bauhauses, das in erster Linie eine Schule war.
Im ersten Obergeschoss des Turms, im „digitalen Studiolo“, können die Besucher*innen spielerisch und niedrigschwellig in das Thema Bauhaus und die, große und vielschichtige Sammlung des Bauhaus-Archivs eintauchen. Auf zwei weiteren Etagen stehen Räume für innovative Workshops, Seminare sowie kostenlose Drop-in-Angebote zur Verfügung. Im obersten Stockwerk bietet eine Lounge einen einzigartigen 360-Grad-Blick. Staab Architekten entschied sich bewusst gegen stilistische Referenzen an die Bauhaus-Architektur und dafür, im Geiste des Bauhauses zu entwerfen – experimentierfreudig und die Themen der Zeit aufgreifend: War zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Industrialisierung eine Herausforderung für den Bausektor, so werden heute durch computergestützte Rechenverfahren im Bauen neue Gestaltungsformen ermöglicht und realisiert. Für das künftige Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung entwickelte Staab Architekten ein neuartiges Stahltragwerk aus 693 leicht geneigten Stützen, die die filigrane Fassade des Turmes bilden und die Geschossflächen tragen.
Das Richtfest – ein Meilenstein des Bauprojekts
Das Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung feierte am 9. Mai 2023 sein Richtfest. Auf der Baustelle an der Klingelhöferstraße 14 in Berlin wurden die Arbeiten am Rohbau inklusive Dachabdichtung des unterirdischen Sockelgebäudes sowie am Rohbau des Turms abgeschlossen. Im Beisein der Senatsbaudirektorin Prof. Petra Kahlfeldt, der Staatssekretärin für Kultur Sarah Wedl-Wilson, des Abteilungsleiters Kunst- und Kulturförderung bei der Staatsministerin für Kultur und Medien Ingo Mix, des Architekten Prof. Volker Staab, der Direktorin des Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung Dr. Annemarie Jaeggi und des Vorsitzenden des Bauhaus-Archiv e.V. Dr. Markus Klimmer sowie planender und bauender Firmen und zahlreicher Gäste wurde der Baufortschritt und alle am Bau beteiligten Gewerke mit einem Festakt gewürdigt.
Für die Direktorin des Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung, Dr. Annemarie Jaeggi, markiert „das Richtfest einen weiteren Höhepunkt auf dem Weg zur Wiedereröffnung unseres Museums. Ich freue mich sehr, dass wir diesen Brauch gemeinsam mit den beteiligten Gewerken feiern können – und ich möchte mich besonders bei allen Handwerker*innen für ihren unermüdlichen Einsatz und ihr großes Engagement bedanken.“
Dr. Markus Klimmer, Vorsitzender des Bauhaus-Archiv e.V.: „Ich habe schon viele Bauprojekte betreut und selten haben mich so viele Handwerker*innen voller Stolz immer wieder angesprochen: Noch nie habe man so etwas Tolles, Außergewöhnliches und Forderndes gemacht. Walter Gropius hätte seine Freude, denn er sagte ja: Architektur, Bildhauerei und Malerei sollen zum Handwerk zurückgeführt werden, um gemeinsam den Bau der Zukunft zu gestalten. Genau das ist hier gelungen.“