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Jak R. Maier, Modell einer Skulptur mit Person
© Bauhaus-Archiv Berlin

Von Fotoalben, Sportwagen und Metallscheren

von 
Maximilian Wahlich
, 7 Min Lesezeit

Bei der Bearbeitung des Erbes von Jak R. Maier kommt Maximilian Wahlich, wissenschaftlicher Volontär und kuratorisches Mitglied im Projektteam, der spezifischen Stimme Maiers auf die Spur.

2013 erhielt das Bauhaus-Archiv ein Konvolut aus 17 Umzugskisten und zehn Mappen mit Schlaufe. Darin befanden sich zahllose Papiere, einige von ihnen bereits an den Rändern leicht vergilbt, Fotografien, zum Teil wellig und offenbar vielfach genutzt und geliebt, spitzwinklige Metallfiguren in löchriger Luftpolsterfolie. Der Bestand fasst insgesamt tausende von Fotografien, hunderte Grafiken, dutzende kleiner Modelle, Ordner gefüllt mit Negativstreifen und Korrespondenz in Schnellheftern. Das Museum erbte diese Gegenstände von dem Berliner Ehepaar Marianne und Jak R. Maier. Listen offenbaren, was sonst noch Teil ihres Erbes war: ein Haus in Reinickendorf, ein Grundstück in Tailfingen (der Geburtsort Jak R. Maiers), ein VW Golf, ein Porsche. Liegenschaften, Wertgegenstände und Hausrat wurden versteigert und, abzüglich der Verwaltungs- und Räumungskosten der besagten Immobilie, überführt in die „Jakob und Marianne Maier Stiftung zur Pflege des Ideengutes des Bauhauses”. Mit dem Verkauf veränderte sich ihre Form, Gegenstände und Grundstücke wurden zu einem Stoß DIN A 4 Seiten: Das spröde Inhaltsverzeichnis zweier Leben.

Kontaktabzug: Modell mit Auto von Jak R. Maier
© Bauhaus-Archiv Berlin

Von dem Paar selbst sind nur wenige Informationen überliefert. Jak R. Maier war Ende der 1950er-Jahre von Baden-Württemberg nach Berlin gezogen, er lehrte über 25 Jahre an der UdK und nahm an kleineren Ausstellungen teil. Er starb 2010, drei Jahre bevor Marianne Maier ihren Nachlass regelte. Sie vererbte per Testament das gemeinsame Hab und Gut dem Bauhaus-Archiv. Diese spärlichen Informationen stehen einer redundanten Masse an privatem Material gegenüber.

Maier spricht

Die eingangs erwähnten Umzugskisten und Mappen, die dem Bauhaus-Archiv geblieben sind, finden kaum Erwähnung im Erbprotokoll. Das gesamte künstlerische Werk Maiers wird mit dem Erinnerungswert auf einen symbolischen Euro beziffert. Dabei sind diese Objekte, Fotografien, Grafiken und wenigen Briefe genau die Dinge, die Rückschlüsse auf das Leben des Paares ermöglichen: Wir erkennen auf Fotos Skulpturen und Orte wieder, entdecken Maiers Leidenschaft für Sportwagen, sein Faible für Tiere und Blumen und immer wieder werden dieselben Modelle porträtiert. Wir mutmaßen Zusammenhänge zwischen Maiers schnittigem Auto und den Ausstellungen im Porsche-Autohaus am Berliner Kurfürstendamm. Eine korallenartig geformte Metallfigur ist rot wie der Mohn auf dem Foto daneben. Ein Fotoalbum zeigt frühe Arbeiten Maiers, darunter eine Skulptur, die aussieht wie eine Giraffe –  oder ein Phantasietier?

Wie hat der Alltag der Maiers ausgesehen, umgeben von Zeugnissen des eigenen Lebens?

Mit der Zeit erkennen wir, dass Wiederholungen den Nachlass prägen: Wir stehen vor einer komplexen Grammatik an Doppelungen; sie bilden die Struktur der über 4.000 Seiten, Abzüge, Grafikblätter und Objekte. Dasselbe Motiv existiert mehrfach: als einzelner – und unter stapelweise anderen – Kontaktabzügen, vereinzelt auf einer Registerseite, säuberlich abgeheftet, ebenso vergrößert und zuletzt auf einem der tausenden Negativstreifen. Zudem nutzte Maier verschiedene Darstellungsweisen: Während er ein Objekt auf einer Aufnahme als eigenständiges Werk künstlerisch inszeniert, platziert er denselben Gegenstand auf dem nächsten Foto als Modell mit räumlichen Bezügen und setzt ihn so in einen Maßstab, beispielsweise vor ein fiktives Auto oder neben eine weibliche Figur.

Mit Maier sprechen

Mit unserem Projekt diskutieren wir Jak R. Maiers Objekte, archivieren, deponieren und konservieren seinen Nachlass für weitere Forschungen. Wir unterstützen Maiers akribische Selbstarchivierung, indem wir Fotografien seiner Werke reproduzieren, Informationen aktualisieren und unsererseits Wissen über ihn produzieren. Dabei kommentieren und befragen wir den Nachlass kritisch. Wie hat der Alltag der Maiers ausgesehen, umgeben von Zeugnissen des eigenen Lebens? Mit jedem Dokument lernen wir, die Spuren besser zu entziffern. Die Ausstellung ist nicht der Endpunkt von Jak R. Maiers Leben, sondern der Auftakt und die Aufforderung (?) zur weiteren Beschäftigung mit ihm. Ein Prozess mit offenem Ausgang.

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